stereotaktische Hirneingriffe
[engl. stereotactic surgery; gr. στερεός (stereos) fest, τάξις (taxis) Ordnung], [BIO, KLI], neurochirurgische Verfahren, bei denen nach vorausgegangener Lokalisation der Operationsstelle eine Sonde (z. B. Elektrode, Chemietrode) mit dem am Schädel festsitzenden (stereotaktischen) Zielgerät in Verbindung mit einem stereotaktischen Atlas durch kleine Bohrlöcher in der Schädelkapsel in das Innere des Gehirns geführt wird. Das Prinzip wurde bereits um 1910 von Horsley und Clark im Tierexperiment entwickelt und fand 1947 durch Spiegel und Wycis seinen Eingang in die Humanmed. Stereotaktische Hirneingriffe werden sowohl zu diagn. als auch zu therap. Zwecken angewendet, z. B. bei Schüttellähmungen (Parkinsonismus) oder Schizophrenie. Durch die mit Hirnatlanten genau vorbestimmbare Lokalisation der Elektrodenspitzen können recht gezielt best. Hirnstellen z. B. durch Elektrokoagulation (Gerinnung) ausgeschaltet werden (wesentlich geringere Nebeneffekte als bei Leukotomie). Mit chronisch implantierten Elektroden (bis zu zwei Jahren) können gleichzeitig an versch. Hirnstellen die elektrischen Hirnströme auch telemetrisch bei voller Bewegungsfreiheit in Korrelation zum Verhalten beobachtet werden. Es lassen sich mit chronisch implantierten Elektroden auch Anordnungen treffen, in denen sich die Pat. selbst in versch. Hirnregionen elektrisch stimulieren können (hypothalamische Motivationszentren). Mit implantierten Chemietroden (Mikrokanülen) lassen sich gezielt Pharmaka auch für längere Zeit injizieren und das Verhalten sowie (über zusätzliche Dauerelektroden) Veränderungen in der Hirnaktivität beobachten. Neben den unmittelbar klin. Wirkungen hat man dieser Methode Einsichten in die Wirkungsweise von Gehirnstrukturen zu verdanken und insbes. die wohl wichtigste Entdeckung der intrakraniellen Selbstreizung (ICSS) als Basis von Verstärkungsmechanismen in psychol. Lernprozessen. Zur stereotaktischen Lokalisation wichtiger Funktionen im Gehirn verwendet man heute präoperativ die genauer arbeitenden bildgebenden Verfahren, Positronen-Emissions-Tomografie (PET), Magnetenzephalografie (MEG) und Magnetresonanztomografie (MRT).