stereotype threat
[engl.] Bedrohung durch Stereotype; [gr. στερεός (stereos) fest, τύπος (typos) Form], [PÄD, SOZ], bez. die Befürchtung von Angehörigen einer stigmatisierten sozialen Gruppe, aufgrund von neg. Stereotypen über diese Gruppe anders beurteilt oder behandelt zu werden oder durch eigenes Verhalten in best. Situationen ein Stereotyp zu bestätigen (Steele et al., 2002). Ironischerweise kann es dabei zu einer tatsächlich messbaren Leistungsminderung in psychol. Tests, z. B. Intelligenztests, kommen.
In klass. Studien demonstrierten Steele und Kollegen etwa, dass afroamerik. Studierende in einem Test schlechter abschnitten, wenn dieser als diagn. (vs. nicht diagn.) für ihre intellektuellen Fähigkeiten eingeführt wurde. Weiter konnte gezeigt werden, dass die bloße Salienz der entspr. Gruppenzugehörigkeit ausreicht, um die Leistungsminderung hervorzurufen (Steele & Aronson, 1995). Parallele Effelte von stereotype threat sind bspw. für die Leistung von Frauen in Mathematiktests dokumentiert. In zahlreichen Studien wurden vermittelnde Prozesse untersucht, die wahrscheinlich durch die Blockade von Kapazitäten zu den Auswirkungen von stereotype threat beitragen, darunter kogn. (z. B. Aktivierung von Stereotypen), affektive (z. B. Ängstlichkeit) und motivationale (z. B. Erfolgserwartung). Außerdem wurden spontane und langfristige Coping-Strategien identifiziert, mit denen Individuen stereotype threat begegnen. Inzw. wird stereotype threat auch auf neuronaler Ebene untersucht (z. B. in EEG- und fMRT-Studien, Elektrodiagnostik, funktionelle Magnetresonanztomografie).
Wenn stereotype threat als situationsspezif., mit einer best. sozialen Identität verknüpftes Stigma verstanden wird, können daraus Interventionen abgeleitet werden, um den Effekt abzuschwächen (Steele et al., 2002). Wichtig ist hierbei insbes., dass beobachtbare Leistungsunterschiede nach der Theorie des stereotype threat nicht allein aufgrund von Unterschieden in Fähigkeit oder Vorbereitung begründet liegen, sondern auch in gesellschaftlich geteilten, den Getesteten bewussten Stereotypen gegen die sozialen Gruppen, denen sie angehören.