Störungsexperimente, Störexperimente
[FSE, WA], wahrnehmungspsychol. Experimente, in denen die Wahrnehmung durch eine «Störung» verändert wird, z. B. durch eine Umkehrbrille (Vertauschung von oben-unten, rechts-links), eine Farbbrille, Keilprismen. Typischerweise finden sich in diesen Exp. eine Adaptation an die Störung und, wenn die Störung entfernt wird, ein Nacheffekt. Die Exp. dienen der Untersuchung der Plastizität der Wahrnehmung; z. T. wird die Anpassung an die Störung auch als analog zur Entwicklung der Wahrnehmung gedacht. Die wohl bekanntesten Störexp. sind die von Stratton begonnenen Versuche mit Umkehrbrillen, die später von Erismann und vor allem von Kohler wieder aufgegriffen wurden. Während an diese Brillen eine sehr gute sensomotorische Anpassung erfolgt, bleibt die Änderung der (bewussten) Wahrnehmung unklar; die vereinfachten Folgerungen, dass nach hinreichend langer Zeit wieder «aufrecht» gesehen wird oder nicht, sind nicht haltbar. Einfacher zu durchschauen sind die Ergebnisse bei weniger massiven Störungen, als sie Umkehrbrillen darstellen, z. B. bei Änderung der visuellen Richtung mithilfe eines Keilprismas. Je nach Bedingungen kann die Anpassung an diese Situation auf unterschiedliche Arten erfolgen; insbes. kann die visuelle Wahrnehmung unverändert bleiben, während sich z. B. die wahrgenommene Position des eigenen Arms verändert.