subjektive Theorien, Forschungsprogramm

 

[engl. subjective theories, research program], [KOG, SOZ], geht explizit von einem pos. handlungstheoret. Menschenbild aus (epistemologisches Subjektmodell), das als konstitutive anthropologische Merkmale des Menschen Sprach- und Kommunikationsfähigkeit (Kommunikation), Reflexivität (Prinzip der Reflexivität) und potenzielle Rationalität ansetzt. Das impliziert eine grundsätzliche Strukturparallelität zw. dem Erkenntnis-Subjekt (ES gleich Wissenschaftler) der Ps. und ihrem Erkenntnis-Objekt (EO qua Alltagspsychologe; Alltagspsychologie). Entspr. werden in Analogie zu den intersubj. (obj.) Theorien der Wissenschaft die komplexen Kognitionen des reflexiven (Alltags-)Subjekts als subj. Theorien konzipiert. Das weite Verständnis dieses Konstrukts versteht darunter Kognitionen der Welt- und Selbstsicht, die als komplexes Aggregat mit (zumindest impliziter) Argumentationsstruktur (Argumentationstheorie) ausgestattet sind und die zu wiss. Theorien parallelen Funktionen der Erklärung, Prognose und Technologie (im Alltag: Handlungsleitung) erfüllen. Darunter fallen also auch Attributionen, Implizite Persönlichkeitstheorien etc. der Alltagspsychologen. Im engeren Verständnis von subjektiven Theorien werden ausgehend von den anthropologischen Kernannahmen noch zwei Merkmale hinzugefügt, nämlich dass die Kognitionen vom EO im Dialog-Konsens mit dem ES aktualisiert sowie verbalisiert und auf ihre Validität (gleich Akzeptierbarkeit als «obj.» Erkenntnis) überprüft werden können. Daraus resultiert die zweiphasige Forschungsstruktur des Forschungsprogramms, bei der zunächst in der kommunikativen Validierung die Gründe, Intentionen und Ziele des Handelnden rekonstruiert werden, und zwar unter Anwendung der Dialog-Konsens-Methodik als Übereinstimmung zw. der Perspektive der ersten Person (subj. Theoretiker) und zweiten Person (verstehender Forscher). Auf der Grundlage der so rekonstruierten subjektiven Theorien wird in der Phase der explanativen Validierung aus der Perspektive der dritten Person überprüft, ob die subj. Gründe und Intentionen des Handelnden in der Tat Ursachen und Wirkungen der zu beobachtenden Handlungen darstellen. Während die vor-, aber untergeordnete kommunikative Validierung also eine Beschreibung unter dem dialog-konsenstheoret. Wahrheitskriterium leistet, zielt die nach-, aber übergeordnete explanative Validierung eine Erklärung unter falsifikationstheoret. Wahrheitskriterium an. Dafür sind im Forschungsprogramm v. a. drei Untersuchungsparadigmen entwickelt und eingesetzt worden: Korrelations-, Prognose- und Modifikationsstudien. Die Anwendung des Forschungsprogramms war bisher v. a. auf dem Gebiet der subj. Berufstheorien (insbes. von Lehrpersonen) erfolgreich, greift aber mittlerweile auch auf die Bereiche des Gesundheitssystems, der Wirtschaft, des Sports, Fremdsprachenunterrichts etc. aus. Struktur-Lege-Techniken.

Referenzen und vertiefende Literatur

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