Symptomverschiebung, Symptomsubstitution
[engl. symptom shifting/substitution; lat. substituere ersetzen], [KLI], Prozess, der anstelle eines verschwundenen Symptoms ein anderes aufkommen lässt. Symptomwandel, wenn ein neues Symptom zu einer anderen Krankheitsklasse gehört. In den 1960er-Jahren war das Thema Streitpunkt zw. Verhaltenstherapie («Mythos Symptomverschiebung») und Psychoanalyse («Verhaltenstherapie heilt nicht» ). Freuds Erfahrungen, dass nach Hypnose Symptomverschiebung auftreten kann, führten zur Erklärung, dass eine erhaltene neurotische Disposition und aktuelle innere Konfliktsituation Entstehungsgrundlage neuer Symptome über Abwehrmechanismen (Abwehrmechanismen des Ich) seien. Es gilt als gut belegt, dass Symptomverschiebungen bzw. Symptomsubstitution selten auftreten, was v. a. damit zu erklären ist, dass, wie immer ein Problem ursprünglich entstanden ist, dessen Eigendynamik (z. B. Teufelskreis der Vermeidung bei Angst) bei der Aufrechterhaltung im Vordergrund steht und erfolgreich behandelt werden kann. Andererseits kann eine Störung z. B. aufrechterhalten werden, oder es können problematische andere «Lösungen» entwickelt werden, wenn die Störung für den Betroffenen relevante offene oder versteckte Vorteile hatte (Perrez & Otto, 1978).
[KOG], Lernpsychol. Modell der Symptomverschiebung sind Wechselwirkungen zw. versch. Verhaltensebenen, die therap. unterschiedlich stark gelöschte Symptomreste wiederbeleben.