Systematische Desensibilisierung
[engl. systematic desensitization; lat. de- von, weg, sentire fühlen], [KLI], von J. Wolpe im Jahre 1958 (Wolpe, 1981) entwickelte verhaltenstherap. (Verhaltenstherapie) Methode zur Behandlung von Angststörungen. Die Wirkung der Systematischen Desensibilisierung beruht nach Wolpe in einer wiederholten Hemmung der Angst. Durch das gleichzeitige Auftreten der mit Angst inkompatiblen Entspannung wird die Angst schrittweise abgebaut. Die Systematische Desensibilisierung untergliedert sich in drei Maßnahmen: (1) Entspannungsverfahren: Zu Beginn der Therapie lernt der Pat. sich gezielt zu entspannen (progressive Muskelentspannung nach Jacobson). (2) Erstellung einer oder mehrerer Angsthierarchien: Gemeinsam tragen Pat. und Therapeut eine Liste angstauslösender Gegenstände/Situationen zus., die entspr. ihrer angstauslösenden Wirkung in eine hierarchische Rangordnung gebracht werden. (3) Darbietung der einzelnen Items unter Entspannung: Der Pat. stellt sich in entspanntem Zustand die wichtigsten Angstsituationen möglichst realitätsnah vor (Konfrontationstherapie in sensu). Dabei wird mit den am wenigsten angstauslösenden Stimuli begonnen und erst dann zur nächstschwierigeren Vorstellung übergegangen, wenn die angstauslösende Vorstellung wenig oder keine subj. Erregung mehr auslöst usw. Es wurden einige weitere Varianten der Systematischen Desensibilisierung entwickelt (Systematische Desensibilisierung in vivo oder in Gruppen) und auch alternative Erklärungsweisen zum Wirkungsmechanismus aufgestellt. Die Systematische Desensibilisierung wird v. a. bei spezifischen Phobien und Prüfungsangst angewendet. Die Wirksamkeit ist sehr gut belegt, dennoch hat ihre Bedeutung in der Verhaltenstherapie eher abgenommen, da andere Techniken wie Konfrontation mit Reaktionsverhinderung bzw. ohne Entspannung bedeutsamer wurden und z. B. bei Agoraphobie wirksamer sind.