Systemorientierte Psychotherapie

 

[engl. systems oriented psychotherapy; gr. σύστημα (systema) Verbund, das Zus.gestellte], [KLI], Psychotherapieansatz, der davon ausgeht, dass psych. Gesundheit eine soz. Gemeinschaftsleistung ist und insofern das Wohlbefinden von Pat. und wichtigen Bezugspersonen, inkl. professioneller Dritter (z. B. Psychotherapeuten, Ärzte), reziprok und interdependent miteinander in Verbindung steht. Der Mensch wird genuin verstanden als ein soziales Wesen, das durch Kommunikation und Interaktion (1) mit anderen interagiert (interpersonal) und (2) mit sich selbst in Verbindung steht (intrapersonal). Die Systemorientierte Psychotherapie basiert auf dem Veränderungsmodell soz. Systeme in Anlehnung an Luhmann (2017) und Hunger et al. (2017). Es geht davon aus, dass psychoth. Interventionen Veränderungen in inneren Systemen (intrapersonal: psych. und biol. System) anregen. Solche Veränderungen können eine alternative Ausbildung der Systemstrukturen und somit eine alternative Grundlage zur Rahmung des emotionalen, kogn. und verhaltensbezogenen Erlebens bewirken. Pos. Veränderungen in der Psychoth. können zu einem verbesserten psych. und körperlichen Wohlbefinden des Pat. führen und die Reduktion störungsspezif. Symptomatik bedingen. Neg. Veränderungen können mit gegenteiligen Auswirkungen einhergehen. Veränderte innere Systemstrukturen des Pat. erhöhen die Wahrscheinlichkeit auch äußerlich sichtbarer Abweichungen in seinem Verhalten und in seiner Kommunikation (intra- und interpersonal: soziales System). Reziprok kommt es durch zw.menschliche Interaktion zu Veränderungen im soz. System des Gegenübers, z. B. wichtiger Bezugspersonen wie Partner, Eltern, Freunde, Arbeitskollegen und Vorgesetzte, die wiederum Veränderungen in der Struktur innerer Systeme (psych. und biol. System) dieser wichtigen Bezugspersonen bewirken können. So tragen soziale Interaktionen reziprok zu Veränderungen der versch. Systeme auf indiv. Ebene des Pat. sowie seiner wichtigen Bezugspersonen bei (interpersonal). Ebenso können Veränderungen der Individuen eines mehrere Mitglieder umfassenden sozialen Systems (z. B. Familie, Team) einen grundlegenden Systemwandel erfahren. Pos. Veränderungen zeigen sich in funktionaleren soziales Interaktionsmustern der Systemmitglieder, die z. B. mit einer Abnahme der psychosozialen Belastung wichtiger Bezugspersonen bei gleichzeitiger Reduktion der störungsspezif. Symptomatik des Pat. einhergehen. Erneut gilt, dass neg. Veränderungen gegenteilige Auswirkungen bedingen können (s. Abb.).

 Die Systemorientierte Psychotherapie ist ein schulenübergreifender und integrativer Ansatz. Je nach theoret. Orientierung können Anpassungsleistungen i. S. klin. bedeutsamer Veränderungen sozialer Systeme über den Verlauf von Psychotherapie auf versch. Arten und Weisen interpretiert werden. Systemische Psychotherapie: Veränderung in der Systemorientierten Psychotherapie werden durch mehr oder weniger grundlegende Systemwandel möglich, wobei Systeme als offen, adaptiv, komplex und informationsverarbeitend (Autopoiese) verstanden werden. Verhaltenstherapie: Veränderung in der Systemorientierten Psychotherapie werden durch Lernprozesse möglich, die alle Arten des Lernens umfassen und dabei soziale Interaktion einschließen (z. B. klassische, operante Konditionierung; kogn., soziales Lernen; explizites, implizites Lernen). Psychoanalyse und Psychodynamische Psychoth. (Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie): Veränderung in der Systemorientierten Psychotherapie werden durch Lösung konflikthafter Spannungen als Resultat strukturbeeinflussender Kindheitserfahrungen möglich, wobei indiv. Bedürfnisse und Anforderungen der sozialen Umwelt interdependent zueinander erscheinen.

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Systemorientierten Psychotherapie: Veränderungsmodells in Anlehnung an Luhmann (2017) und Hunger et al. (2017)

Referenzen und vertiefende Literatur

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