Textverständlichkeit
[engl. text comprehensibility], [KOG, PÄD], untersucht die relevanten Textmerkmale, die ein möglichst optimales Textverständnis ermöglichen. Aus der behavioristischen Ära kann die Lesbarkeitsforschung (Lesbarkeit, Lesen) (1930–60) als Vorläufer gelten, die sich auf Oberflächenmerkmale von Texten (wie Worthäufigkeit und Satzlänge) konzentrierte und von daher die Lesegeschwindigkeit regressionsanalytisch vorhersagte (sog. Lesbarkeitsformeln). Seit der «Kognitiven Wende» (ab 1970) steht das inhaltlich-kogn. Textverstehen als Kriterium im Mittelpunkt, für das sowohl sprachlich wie auch kogn. und motivational relevante Texteigenschaften als Prädiktoren untersucht werden. Dabei hat die intensive Forschungstätigkeit der 1970er- und 80er-Jahre übereinstimmend vier entscheidende Textdimensionen gesichert: (1) kogn. Gliederung/Ordnung, (2) sprachliche Einfachheit, (3) inhaltlich semantische Redundanz und (4) motivationale Stimulanz. Dass die kogn. Strukturierung den wichtigsten Einflussfaktor für das Textverständnis darstellt, ist allg. Konsens. In Bezug auf die Gewichtung der übrigen Faktoren herrscht partielle Uneinigkeit, die aber nicht übermäßig bearbeitet worden ist, da deren mindere Bedeutung gegenüber dem beherrschenden Gliederungsfaktor unbestritten ist. Allerdings besteht eine Verbindung zu der Frage, ob eine max. oder (relativ) optimale Textverständlichkeit anzustreben ist. Von der motivationalen Dimension her wird hier die mittlere Schwierigkeit einer optimalen Textverständlichkeit bevorzugt, weil max. Textverständlichkeit aufgrund von Unterforderung das Leseinteresse und die Verarbeitungstiefe einschränken kann. Die eher globalen vier Verständlichkeitsdimensionen sind v. a. i. R. der propositionalen Textmodelle validiert worden. Seither hat die Forschung den Auflösungsgrad der Untersuchungen erhöht und die konkreten, differenzierten Verstehensprozesse in den Blick genommen, z. B. in Bezug auf den Aufbau mentaler (Situations-)Modelle einschließlich der Rolle z. B. analoger Informationen, Aspekte der Körpergebundenheit (Embodiment). Texttheorie, Text-Leser-Interaktion, Textverarbeitung.