Tic-Störungen, Psychopharmakotherapie

 

[engl. tic disorders, psychopharmacotherapy], [KLI, PHA], die medikamentöse Behandlung der Tic-Störungen hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Diese Therapie kann nicht nur die Tics deutlich lindern, sondern damit auch das Risiko für Probleme in der Familieninteraktion sowie der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes senken. Die Indikationsstellung richtet sich in erster Linie nach der psychosozialen Beeinträchtigung durch die Tics, wobei gleichzeitig der Einfluss begleitender psych. Störungen wie ADHSZwangsstörungen und Angststörungen zu bedenken ist. In Dt. ist das einzige behördlich zugelassene Medikament zur Behandlung von Tic-Störungen Haloperidol. Wegen seiner Risiken hinsichtlich unerwünschter Arzneimittelwirkungen (z. B. EKG-Veränderungen, Parkinson, akute und dauerhafte Dyskinesien) wird es nur noch als Mittel dritter Wahl eingeordnet. Dies bedeutet aber, dass die medikamentöse Behandlung einer Tic-Störung i. d. R. im Off-label-Status (d. h. als indiv. Heilversuch) stattfinden muss, obwohl die verwendeten Medikamente für andere Indikationen u. a. auch bei Kindern zugelassen sind und sehr gute klin. Erfahrungen bei Tic-Störungen vorliegen. Weltweit werden vorrangig Dopamin-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Benzamide wie Tiaprid und Sulpirid, Risperidon, Aripiprazol, Ziprasidon, Pimozid, Haloperidol), aber auch noradrenerge Agonisten wie Clonidin und Guanfacin eingesetzt. Beim Vorliegen der Komorbidität von Tic-Störungen und ADHS ist an Atomoxetin zu denken oder an die Kombination eines Stimulans mit einem Dopamin-Rezeptor-Antagonisten (DRA; Dopaminantagonisten). Bei Tic-Störungen und Zwangssymptomatik können Sulpirid oder DRA in Kombination mit einem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt werden. Die Gabe von Delta-9-tetrahydrocannabiol (Delta-9-THC) ist exp. und für die Fälle vorgesehen, bei denen die anderen Interventionen nicht ausgereicht haben. Gleiches gilt für die tiefe Hirnstimulation, die frühestens ab dem 16. Lebensjahr ins Gespräch kommen kann. Voruntersuchungen (z. B. EKG, Prolaktinspiegel, Blutbild, Leber-/Nierenwerte, Elektrolyte) sind durchzuführen, um einen Basisvergleich für die späteren Kontrolluntersuchungen zur Sicherung der Verträglichkeit zu haben. Tic-Störungen, Psychotherapie.

Referenzen und vertiefende Literatur

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