topologische und Vektorpsychologie

 

[engl. topological and vector psychology; gr. τόπος (topos) Ort], [EM, KOG, SOZ], eine von Lewin (1936) math. formulierte Feldtheorie. Es werden Grundbegriffe aus der Topologie und der Begriff des Vektors verwandt. Die Topologie handelt von allgemeinsten räumlichen Lagebeziehungen ohne Ansehung der Form und Größe räumlicher Gebilde. Vektor ist ein math. Begriff, mit dem gerichtetes Geschehen ausgedrückt wird. Von beiden Hilfsmitteln dient jedes der Darstellung eines best. Aspektes psychol. Situationen: Topologisch lassen sich Strukturen darstellen, d. h. die augenblicklichen gegenseitigen Beziehungen psychol. wirksamer Momente. Vektoren repräsentieren die sich aus einer best. Konfiguration ergebenden dynamischen Momente i. S. gerichteter Kräfte. – Das psychol. Feld, von dem Lewin ausgeht, ist der Lebensraum. Dieser umfasst die handelnde (Handlung) Person sowie alle Momente, die für die augenblickliche Handlung bestimmend sind. Da solche sowohl konkrete Gegenstände als auch Bedürfnisse, Einbildungen, ideologische Tabus sein können, ist der Lebensraum nicht anschaulich, sondern math. zu verstehen. Als math. Raum gefasst, lässt sich auf den Lebensraum die topologische Geometrie anwenden. Dabei wird jeder psychol. gegebenen Einzeltatsache eine topologische Region zugeordnet, und psychol. Beziehungen werden nach geometrischen Regeln gehandhabt. Eine solchermaßen topologisch ausgedrückte psychol. Situation bedeutet eine Erklärung für das augenblickliche Verhalten eines Menschen. Um Voraussagen über das Verhalten machen zu können, müssen die dynamischen Momente der Situation, also die Kräfte, die eine Veränderung herbeiführen, dargestellt werden. So ist z. B. ein Bedürfnis durch eine Region mit best. dynamischen Eigenschaften (d. h. ein «gespanntes System») darzustellen. Zw. dieser Region und Regionen, die Anziehendes und Abstoßendes repräsentieren, besteht eine gerichtete Kraft. Eine Region, die z. B. ein Hindernis oder ein Verbot darstellt, ist dynamisch eine Barriere. Einem jeden dieser Momente entspricht eine gerichtete Kraft, die durch einen Vektor dargestellt wird. Aus der Stellung der Vektoren in einer topologischen Darstellung lässt sich ableiten, welche Region eine Lokomotion ausführen wird, das bedeutet psychol. eine best. Handlung. Der topologische Weg, auf dem diese erfolgt, ist nicht ohne Weiteres gegeben, sondern setzt die Möglichkeit einer Def. von Richtung voraus. Durch bes. geometrische Überlegungen kam Lewin zur Konzeption einer Hodologie, die eine begrifflich eindeutige Behandlung von Richtungsproblemen zulässt. Die Mathematisierung psychol. Gegebenheiten durch die Topologie hat den Vorteil, dass Gegebenheiten dargestellt werden können, die im quant. Sinn nicht messbar sind. Der Begriff Vektor erfordert streng genommen eine Messbarkeit psychol. Kräfte, um relative Größenbeziehungen mehrerer Kräfte ausdrücken zu können.

Referenzen und vertiefende Literatur

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