Tranquillanzien, Tranquilizer

 

[engl. tranquilizer; lat. tranquillare beruhigen], [PHA], Psychopharmaka, die psych. Erregung und Emotionen neg. Valenz (insbes. Angst, Traurigkeit, Ärger) beseitigen, ohne dass dies ausschließlich auf unspezif. desaktivierende Eigenschaften zurückzuführen wäre. I. Ggs. zu den in niedrigen Dosierungen zwar auch tranquillisierenden Antipsychotika (früher engl. major tranquilizers) finden die Tranquillanzien bzw. Tranquilizer (früher engl. minor tranquilizers) hauptsächlich bei emot. gespannten und ängstlichen Pat. sowie bei Gesunden unter emot. Belastungsbedingungen Verwendung. Tranquillanzien haben z. T. Ähnlichkeit mit niedrig dosierten Hypnotika, die als Sedativa früher die Funktion der heutigen Tranquillanzien  und Antipsychotika erfüllten. Wesentlicher Unterschied zu den Sedativa ist die fehlende schlaferzwingende, lediglich schlafanstoßende Wirkung der Tranquillanzien  in niedriger Dosierung. Chemisch gliedern sich Tranquillanzien  (i. w. S.) in folg. Gruppen: (1) Meprobamat und Verwandte, (2) Benzodiazepine, (3) andere am Benzodiazepinrezeptor angreifende Substanzen (z. B. Zopiclon, Zolpidem), (4) 5-HT1a-Agonisten (z. B. Buspiron, Ipsapiron), (5) H1-Antihistaminika, (6) Opipramol (verwandt mit trizyklischen Antidepressiva), (7) Antidepressiva (als Anxiolytika bei versch. Angststörungen), (8) Antipsychotika (in niedriger Dosierung). Neurophysiol. erfolgt vorwiegend eine Erregungsdämpfung im limbischen und/oder thalamischen System, in hohen Dosen eine Ausbreitung auf andere Strukturen, jedoch keine Narkotisierung und keine Verwendung als Narkoseadjuvans. Vegetative Wirkungen treten kaum auf. Häufig sind zentral muskelrelaxierende und spasmolytische Wirkungen. Psychol. Untersuchungen ergaben bei niedrigen bis mittleren Dosen keine oder nur geringe Leistungsbeeinträchtigungen, z. T. Verbesserungen in motorischen Funktionen sowie emot. Stabilisierung ohne oder mit nur geringer Müdigkeit. Die Wirkungen kovariieren mit Persönlichkeitsmerkmalen (u. a. Neurotizismus, Extraversion) und situativen Bedingungen (Stress, psych. Beanspruchung), was u. a. zur Annahme einer tranquillisierenden und desaktivierenden Wirkkomponente geführt hat. Tranquillisierung wird verstärkt bei Verschiebung der Ausgangslage habituell oder situativ in Richtung emot. Labilität. Deaktivierung tritt in den Vordergrund bei psych. Beanspruchung. Für den Nachweis von inter- und intraindiv. Differenzen werden faktorielle Versuchspläne benutzt, z. B. von medianhalbierten oder Extremgruppen aufgrund von fragebogenerfasster Persönlichkeitsvariablen, Variation von Stress, z. B. induziert durch elektrische Schmerzreize, simulierte Prüfungssituation, delayed auditory feedback und Lärm, Variation der psych. Beanspruchung durch unterschiedliche Testdauer und -schwierigkeit.

Referenzen und vertiefende Literatur

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