Transfer

 

[engl. Übertragung; lat. trans über, ferre tragen], syn. Mitlerneffekt, [KOG, PÄD], werden best. Vorgänge beim Lernen, Denken, Problemlösen oder Fertigkeitserwerb, die in einer ersten Aufgabe erworben wurden, auf eine andere übertragen, spricht man von Transfer Die Übertragung kann die Erledigung der zweiten Aufgabe pos. oder neg. beeinflussen. Im ersten Fall liegt pos. Transfer, im zweiten Fall neg. Transfer vor. Sind beide Aufgaben einander ähnlich, spricht man von einem nahen Transfer, während bei sehr unterschiedlichen Aufgaben ein ferner Transfer vorliegt (kognitives Training). Ein relativ naher Transfer ist z. B. zu verzeichnen, wenn die Kenntnis lat. Vokabeln sich pos. auf das Verständnis eines Arztberichtes mit lat. Ausdrücken auswirkt oder wenn beim Autofahren auf ein releativ vergleichbares Fahrzeug umgestiegen wird (Auto – Auto). Relativ fern wäre der Transfer, wenn die Kenntnis der lat. Grammatik das Erlernen der Grammatik einer anderen Sprache begünstigt und somit versch. Domänen verbunden werden (beim Autofahren: Auto – Lkw). Bei spezifischem Transfer werden Handlungsmuster kopiert, bei unspezifischem Transfer allg. Lösungsstrategien übertragen.

Unter welchen Bedingungen entstehen pos. und neg. Transfer? Thorndike und Woodworth (1901) haben die Theorie der identischen Elemente formuliert. Nach dieser Theorie müssen sich die erlernten Reiz-Reaktions-Verbindungen bei der Bewältigung beider Aufgaben überlappen, damit der Transfer pos. ist. Sehr genau wurde der Transfer assoziativer Verknüpfungen im Bereich der Ps. des verbalen Lernens untersucht. So führt z. B. das Lernen unterschiedlicher verbaler Responses auf dieselben Reize zu neg. Transfer, während das Lernen gleicher oder ähnlicher Responses auf unterschiedliche Reize meistens pos. Transfer zeitigt. In beiden Fällen handelt es sich um spezif. Transfer, der Ähnlichkeitsbeziehungen zw. beiden Lernstoffen voraussetzt. In der Ps. des verbalen Lernens wurde ebenfalls der generelle Transfer analysiert. Generelle Transfereffekte beziehen sich auf die meist pos. Auswirkungen, die das Aufwärmen und der Erwerb genereller Aspekte in der Auseinandersetzung mit dem ersten Lernstoff auf das spätere Lernen haben.

Der Transfer assoziativer Verknüpfungen ist ein Spezialfall der Übertragung deklarativen Wissens (Wissenserwerb). Auch prozedurales Wissen kann auf neue Situationen übertragen werden. Nach der Theorie identischer Produktionen von Singley und Anderson (1989) ist prozeduraler Transfer dann zu erwarten, wenn sich die an der Problemlösung beteiligten Produktionen überlappen. In gestaltpsychol. Terminologie liegt neg. prozeduraler Transfer in Form der funktionalen Gebundenheit (heterogene funktionale Gebundenheit) und des eingestellten Denkens vor. In der neueren Transferforschung ist ein theoret. Ansatz wichtig geworden, der dem Konzept der transferangemessenen Verarbeitung (Gedächtnis) entgegengesetzt zu sein scheint. Nach der Theorie der situierten Kognition bzw. des situierten Lernens ist der Erwerb von Wissensstrukturen in einen best. inhaltlichen, räumlichen und sozialen Kontext eingebunden. Ein pos. Transfer tritt ein, wenn der Kontext für das neue Lernen dem alten Kontext sehr ähnlich oder mit ihm identisch ist. Ein ferner Transfer gelingt nur, wenn die Wissensstrukturen beim späteren Lernen dekontextualisiert, also aus dem früheren Kontext herausgelöst und auf die neue Aufgabe übertragen werden. Bsp. für die Dekontextualisierung und die Beziehung zum transferangemessenen Verarbeiten, demzufolge gute Gedächtnisleistungen dann entstehen, wenn sich die Verarbeitungsprozesse in der Enkodier- und Abrufphase überlappen, behandelt Bransford (1979).

Stehen mehrere Strategien zur Wahl, empfiehlt die Theorie des Hypothesentestens (Sweller, 1980), erfolgreiche und einfache Strategien vor erfolglosen und komplexen Strategien zu bevorzugen. Theorien analogen Schließens (Schließen, analoges) def. Transfer zw. Aufgaben mit gleicher Lösungsstruktur, aber unterschiedlichem Inhalt. Analoge Lösungsstrukturen werden leichter erkannt, wenn sich Fahrzeugtypen ähnlich sehen, und erfolgreicher angewendet, wenn entspr. Bewegungsabläufe übereinstimmen. Trainingstransfer.

Referenzen und vertiefende Literatur

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