Transpersonale Psychologie

 

[engl. transpersonal psychology; lat. trans (hin) über], [PHI], transpersonale Psychologie wurde als Begriff zum ersten Mal 1905 von William James in einer Kursankündigung benutzt und meinte damals so viel wie Sozial- und Ethnops. Später hat C.G. Jung den Begriff verwendet, um seine Lehre von den Archetypen und dem kollektiven Unbewussten zu charakterisieren als Inhalte, die über das indiv. Unbewusste eines einzelnen Menschen hinausgehen. Seine endgültige Bedeutung hat die transpersonale Psychologie erhalten, als Sutich, Maslow, Grof, Assagioli und andere im Jahre 1969 das Journal of Transpersonal Psychology begründeten als Organ der gleichnamigen Bewegung. In einer behelfsmäßigen Def. wurde transpersonale Psychologie damals beschrieben als eine Ps., die nach der Psychoanalyse, der Verhaltenstherapie und der Humanistischen Ps. als sog. 4. Kraft der Ps. die jenseits (= trans) der indiv. Psyche (= personal) zu lokalisierenden Fähigkeiten und Erfahrungen erforscht, nutzbar macht und damit dem Einzelnen auch Wege zur Entwicklung des eigenen Potenzials aufzeigt. Aus dem human potential movement der 1960er-Jahre entstanden, versuchten die Begründer in der transpersonalen Psychologie vor allem jene Dimensionen zu erforschen, die jenseits der Selbstentfaltung zu suchen und zu finden wären, also die Spiritualität, den Sinn und solche Erfahrungen, die Raum und Zeit transzendieren. Innerhalb der transpersonalen Psychologie haben sich versch. Strömungen gebildet. Stanislav Grof, der zunächst mit Studien zu LSD-Therapie bekannt wurde, hat seine eigene Methode des holotropen Atmens entwickelt, eine Art kontrollierter Hyperventilation. Dabei machen Teilnehmer oft Erfahrungen, die in früheste Kindheit zurückverweisen oder über die Grenzen der Person hinausgehen, etwa sich in früheren Zeiten oder als andere Person zu erleben. Eher empirisch Forschende betonen die Notwendigkeit der Operationalisierung von transpersonaler Psychologie und haben ihr Augenmerk auf die Entwicklung von Messinstrumenten gelegt oder dokumentieren in Feldstudien außergewöhnliche Vorkommnisse, wie etwa bei indigenen Ritualen des Ajahuasca-Kultes oder bei Heilzeremonien. Transpersonale Psychologie-Psychotherapeuten wie etwa Assagioli, Washburn oder Welwood haben Modelle unterschiedlicher Art entwickelt, wie man spirituelle Erfahrungen induzieren oder therapeutisch nutzbar machen kann. Insofern ergibt sich hier ein Berührungspunkt mit therap. Methoden, die Achtsamkeit und Meditation integrieren. Überhaupt scheint es in der klin. Praxis mehr Berührungspunkte zu geben als in der Forschung und in der Ausbildung. Andere Berührungspunkte gibt es zur Nahtodforschung, zur Parapsychologie und Ethnopsychologie. Akademisch ist transpersonale Psychologie vor allem in privaten Institutionen in den USA vertreten, etwa am Institute for Integral Studies und in wenigen postgradualen Programmen in Europa. In der eigentlichen Entwicklung der Ps. ist sie nur von geringer Bedeutung. Es ist zu erwarten, dass die Anliegen der transpersonalen Psychologie derzeit von anderen Bewegungen, etwa der Integration von Achtsamkeit in die Psychotherapie oder von einer verstärkten Beforschung des Bewusstseins, weitergetragen werden und ggf. von einem aufkeimenden Interesse an den Themenfeldern Spiritualität und Meditation i. R. der Forschung absorbiert werden wird.

Referenzen und vertiefende Literatur

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