Transportation
[engl. transportation; lat. transportare hinüberbringen, übersetzen], [KOG, MD], ist der als mühelos erlebte, aktive Prozess des Hineinversetzens bzw. Eintauchens in eine Narration. Dabei werden alle mentalen Systeme und Kapazitäten auf die Geschehnisse in der Narration fokussiert. Dies beinhaltet sowohl kogn. Kapazitäten wie Aufmerksamkeit und visuelle Vorstellung als auch emot. Beteiligung, die sich z. B. in Form von Hoffnungen für den Protagonisten, Spannung oder in dem Bedürfnis äußern kann, in die Handlung einzugreifen und die Narration umzugestalten. Transportation wird auch mit folg. Reisemetapher beschrieben: Der Rezipient reist mithilfe des Transportmittels der Narration in eine andere Welt, lässt dabei seine aktuelle Welt zurück, macht in der narrativen Welt neue (stellvertretende) Erfahrungen und kehrt mit neuen Eindrücken, Einstellungen und Sichtweisen zurück. Während der Transportation werden also zudem die aktuelle Umgebung des Rezipienten und sein Bewusstsein über sich selbst mit all seinen Sorgen zeitweise ausgeblendet. Dies gelingt umso leichter, je weniger ablenkende Reize im Umfeld des Rezipienten vorhanden sind. Neben solchen kontextuellen Faktoren wird Transportation zudem beeinflusst durch die Qualität der Narration und durch personale Faktoren wie z. B. Absorptionsvermögen. Transportation hat außerdem eine persuasive Wirkung. Mit hoher Transportation sind die Rezipienten den Protagonisten und Inhalten der Narration gegenüber weniger kritisch eingestellt und bewerten sie pos. Diese persuasiven Effekte können durch versch. Mechanismen vermittelt sein: durch die mangelnde kritische Reflexion während der Transportation und/oder durch die Nähe der Narration zu persönlichen Erfahrungen. Das Konzept der Transportation kommt ursprünglich aus der Literaturforschung, kann aber auch auf Narrationen in Filmen oder mündlichen Erzählungen, faktisch oder fiktional, angewendet werden. Verwandte Konzepte sind Presence und Flow (Flow-Theorie (Csikszentmihalyi)).