Unfallforschung
[engl. accident research], [AO, GES], bezieht sich in der angewandten Forschung im Wesentlichen auf den Umgang mit technischen Systemen der Arbeitswelt (Arbeitssicherheit) oder des Straßenverkehrs (Verkehrspsychologie, menschliches Versagen). Mit größerer Verbreitung von motorisierten Fahrzeugen (ca. ab 1920) verstärkte sich in Dt. das öffentliche Interesse an Unfallforschung. Die Ps. gehörte mit zu den Disziplinen, die sich schon früh mit Unfallforschung befassten. Im Vordergrund stand oftmals die Suche nach Unfällern und deren Charakteristika. Bis in die 1970er-Jahre hinein wurde die Unfällertheorie immer wieder behandelt. Nach dem heutigen Stand darf die Unfällertheorie als quant. Übertreibung eines lediglich in einer Minderheit (geschätzt auf 1% der Population) vorkommenden und einer lebensphasenabhängigen Erscheinung gesehen werden. Konkurrierend zu dem Unfäller-Ansatz wurden ergonomisch und päd. orientierte Paradigmen entwickelt, die mehr einen systemischen Ansatz der Interdependenz von Person und Umfeld verfolgten. Exemplarisch sei hier die Theorie der Risiko-Homöostase von Wilde (1994) erwähnt. Um die Arbeit von Unfallfachleuten entwickelten sich im Verlauf von Jahrzehnten weltweit versch. Institute (Echterhoff, 1991). Probleme der Unfallforschung sind z. B.: Exp. Studien mit Unfällen sind nicht möglich; Unfälle als poissonverteilte (Poisson-Verteilung) Ereignisse benötigen spez. inferenzstat. Verfahren; aus Unfalldaten lassen sich nur unzuverlässige Aussagen für Problemlösungen ableiten. Als generelle Erfolge der Unfallforschung können z. B. gelten: Verminderung des Einflusses naiver und tendenziöser Unfallerklärungen; Entwicklung von Konzepten für technische Systeme unter verbesserter Berücksichtigung der Nutzer; Verbesserung der Ausbildung von Nutzern. Unfallforschung wird sowohl psychol. (Krüger, 2009) als auch ingenieurwiss. betrieben und ist im Interesse der Öffentlichkeit, von Berufsgenossenschaften u. Unfallkassen (DGUV, www.dguv.de/de/index.jsp), der Politik (BASt, www.bast.de/BASt_2017/DE/Home/home_node.html) und von Fachverbänden (z. B. VOD, vod-ev.org).