Verdeutlichung
( = V.) [engl. mild dissimulation, mild malingering], [DIA, GES, KLI], auch Verdeutlichungstendenz genannt; exakter wäre es, von einer minder schweren V. zu sprechen, da der Bedeutungsinhalt einer situationsspezif. Symptomverstärkung bereits im Begriff der Aggravation eingeschlossen ist. Gemeint sind jedoch eine nur geringe und als noch benigne aufgefasste Form der Beschwerdenausweitung oder -überhöhung. In der gegenwärtigen Literatur zur psychiatrischen Begutachtung spielt die V. eine herausragende Rolle. Darin wird gelegentlich postuliert, eine V. erfolge unbewusst, was jedoch nicht evidenzbasiert gestützt werden kann. Mit Rogers (2018) kann von einer V. gesprochen werden, (1) wenn milde Verzerrungstendenzen in der Beschwerdendarstellung im diagn. Kontext (insbes. in einer Begutachtung) nicht ein erwartungsgemäßes, situationsbedingtes Ausmaß übersteigen, (2) erhebliche Verzerrungen in der Beschwerdendarstellung nicht erkannt werden können und (3) die mutmaßlichen Verzerrungen nicht oder nur in geringem Umfang die Befunderhebung und diagn. bzw. gutachtliche Beurteilung erschweren. Eine exakte und wiss. basierte Abgrenzung zur Aggravation ist schwierig. Allg. lässt sich sagen, dass eine minder schwere V. dann vorliegt, wenn durch sie eine valide Befunderhebung durch den Diagnostiker nicht wesentlich behindert wird. Spezif. Beschwerdenvalidierungstests sollten in Fällen einer V. unauffällig ausfallen.