Verhaltensphysiologie
[engl. behavioral physiology], [KOG, BIO], Teilgebiet der Verhaltensforschung oder Ethologie (neben z. B. Verhaltensmorphologie, kybernetische Verhaltensphysiologie). Eng verbunden mit den grundlegenden Arbeiten von E.v. Holst, baut sie im Wesentlichen auf Methoden der Biologie und Physiologie auf und untersucht nicht einfachste Verhaltensweisen wie Herzschlagmuskelreflexe, Atmung, sondern sucht in erster Linie das Verhalten des gesamten Organismus in seiner Auseinandersetzung mit der Umwelt zu erforschen mit der «messenden Erfassung best. Verhaltensweisen (Verhalten) unter systematisch variierten Versuchsbedingungen» am möglichst unbeeinträchtigten Versuchstier. So fragt die Verhaltensphysiologie nach den steuernden und regelnden Mechanismen, die dem Verhalten zugrunde liegen. Ausgehend von einer Eingangs-Ausgangs-Analyse betrachtet sie die Beziehungen zw. den auf das Tier einwirkenden Umweltreizen (Reiz) und dem jew. Verhalten. Themen sind u. a. die physiol. Grundlagen angeb. Bewegungsabläufe (Erbkoordination), Mechanismen der Reizselektion (angeb. Auslösemechanismus, K. Lorenz), Motivationsstrukturen (Motivation) und deren hormonelle und hirnphysiol. (Reizung) Steuerungsprinzipien (Reafferenzprinzip). I. Ggs. zur «klassischen Physiologie», die zunächst versucht, die elementaren Prozesse zu verstehen, und dann schrittweise zu komplexeren Zus.hängen fortschreitet, analysiert der Verhaltensphysiologe von der Ebene des Verhaltens «hinab» und versucht, schrittweise zu immer elementareren Vorgängen der Verhaltenssteuerung vorzudringen. Da beide Wege sinnvoll sein können, verwischen sich heute die Grenzen zw. herkömmlicher Neurophysiologie und Verhaltensphysiologie immer mehr.