Verhaltensstörungen
[engl. behavior disorders], [KLI], bez. eine Gruppe von massiven, entwicklungsabhängigen Verhaltensabweichungen. Bes. dominant und langfristig stabil sind dabei die externalisierenden Verhaltensstörungen (ADHS, oppositionelles und aggressives Verhalten; Störungen des Sozialverhaltens); unter dem Begriff internalisierende Verhaltensstörungen fasst man die emot. Störungen (z. B. Angststörungen) zus. An der Entstehung von Verhaltensstörungen können biol. und psych. Faktoren aufseiten des Kindes sowie soziale, umgebungsbedingte Faktoren beteiligt sein. Es handelt sich um ein komplexes Bedingungsgefüge von wenig veränderbaren bis zu gut modifizierten Risikokonstellationen. Bes. soziale und familiäre Bedingungen können präventiv und therap. günstig beeinflusst werden – v. a. bei jüngeren Kindern. Biol. Risikofaktoren (genetische, reifungsbedingte) sind schwer veränderbar und tragen zur Vulnerabilität im Entwicklungsverlauf bei. I. d. R. genügt jedoch nicht ein Risikofaktor, um eine Verhaltensstörung auszubilden. Erst das Zus.treffen best. ungünstiger biopsychosozialer Risikokonstellationen (Krankheitsmodelle) kann dazu führen, dass zw. einem Kind und dem familiären Umfeld eine unzureichende Passform gegeben ist und damit die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Verhaltensstörung steigt. Das frühe Auftreten von Risiken erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von (meist) sehr stabilen Verhaltensstörungen (z. B. aggressives Verhalten). In vielen Fällen treten versch. Verhaltensstörungen komorbide auf (z. B. ADHS, Störungen des Sozialverhaltens), was einen ungünstigen Störungsverlauf und zu einer schlechten Entwicklungsprognose beiträgt. Bei der Behandlung von Verhaltensstörungen kommen multimodale Behandlungsstrategien zum Einsatz. Bei der Behandlung oppositioneller und aggressiver Kinder verknüpft man dazu Ansätze des Elterntrainings und versch. kinderverhaltenstherap. Methoden (Kinderverhaltenstherapie). Es kommen sowohl Methoden der kogn. Verhaltenstherapie (z. B. Problemlösetraining, Selbstkontrollverfahren, Ärgerkontrolltraining) als auch operante Ansätze zum Einsatz (operante Konditionierungsmethoden). I. d. R. sind diese Vorgehensweisen in Therapien mit einem einzelnen Kind sowie in Gruppentherapien (drei oder vier Kinder) anwendbar. Rollenspiele dienen vor allem dem Aufbau einer differenzierten sozialen Kompetenz. Die Behandlung verhaltensgestörter Kinder umfasst immer eine systematische Arbeit mit den Bezugspersonen eines Kindes (z. B. Eltern und Lehrkräfte, päd. Fachkräfte). Neben wöchentlichen Therapiesitzungen mit einem Kind werden in mehrwöchigen Abständen auch Eltern- oder Familiensitzungen durchgeführt. I. d. R. erstreckt sich eine solche (Verhaltens-)Therapie auf ca. 8 Monate, wobei das Vorgehen detailliert in Manualform ausgearbeitet vorliegt und die notwendigen Therapiematerialien altersangemessen ausgestattet sind.