Verlaufsforschung
[engl. process research], [GES, KLI], neben der Wirksamkeitsforschung (Wirksamkeitsprüfung) stellt die Verlaufsforschung den zweiten Hauptbereich der Psychotherapieforschung dar. Die Verlaufsforschung befasst sich mit der Wirkungsweise therap. Verfahren im Therapieprozess und soll adaptive therap. Handlungsregeln entwickeln (Lutz, 2010a). Ausgehend davon, dass im Zuge der Wirksamkeitsforschung empir. validierte Verfahren nicht für jeden Pat. gleichermaßen wirken, bleibt der Bedarf, konkrete therap. Behandlungen im Einzelfall hinsichtlich der Wirksamkeit evaluierend zu begleiten (Evaluation). Geschieht dies, kann i. R. einer systematischen und individuumsorientierten Verlaufs- und Versorgungsforschung (patientenorientierte Psychotherapieforschung), durch Rückmeldung therapeutischer Veränderungen eine Optimierung der Behandlung für den Einzelfall erreicht werden (Lutz, 2010a). Wichtig bei der Erfassung von Veränderungen im Psychotherapieprozess ist eine multidimensionale und multimodale Erfassung der Kritierien (Diagnostik, multimodale). Eine entspr. Erhebung und Verwendung retrospektiver und prospektiver Daten i. S. des Konzepts «kontrollierte Praxis» ermöglicht eine Überwindung der Wissenschafts-Praxis-Kluft und dient der Qualitätssicherung in der psychoth. Praxis (Petermann, 2005). Zu den wichtigsten Modellen der Verlaufsforschung zählt das Phasenmodell psychotherapeutischer Veränderung. Weiter sollten Konzepte wie bspw. Inkongruenz, i. S. der Übereinstimmung mit eigenen motivationalen Zielen, Probleme im interpersonalen Bereich und störungsspezif. Maße berücksichtigt werden, um Veränderungen über den Therapieverlauf abzubilden (Lutz, 2010b). Bzgl. der Abbildung von Veränderung wird zw. der direkten (retrospektive Befragung) und der indirekten Veränderungsmessung (Differenzwert in einem Messinstrument vor und nach der Behandlung) unterschieden, wobei diese oft durch einzelfallspezif. Formulierung von Therapiezielen ergänzt werden (Veränderungsmessung, direkte, Veränderungsmessung, indirekte).