Verleugnung

 

[engl. denial, disavowal], [KLI], einer der von Freud (Psychoanalyse) beschriebenen Abwehrmechanismen des Ich, der die Wahrnehmung schwer erträglicher äußerer Realitätseindrücke verhindern soll. Die Verleugnung steht i. Ggs. zu anderen Mechanismen, die sich gegen eine bedrohliche innere Realität wenden (wie z. B. die Verdrängung verbotener Wünsche). Freud beschrieb die Verleugnung zunächst im Zus.hang mit der Abwehr der Wahrnehmung des Geschlechtsunterschiedes bei Kindern. So löse z. B. die Wahrnehmung der Penislosigkeit des Mädchens beim Jungen starke Ängste aus (Kastrationskomplex). Freud ging davon aus, dass die Verleugnung ein bei Kindern ubiquitäres Phänomen ist. Später verwendete er den Begriff v. a. bei der Beschreibung schwerer Realitätsverzerrungen (Psychose, Fetischismus). Die verleugnete Realität wird u. U. durch Fantasiebildungen oder Wahnvorstellungen ersetzt. So kann z. B. eine unerträgliche reale Kränkung zur Größenfantasie umgeformt werden. Die Verleugnung funktioniert mithilfe einer Spaltung: Ein Teil des Ich ist bereit, die wahrgenommene Realität zu akzeptieren, während ein anderer Teil diese verleugnet. Die Verleugnung dient u. U. aber auch der Realitätsanpassung: Bspw. kann es bei der Krankheitsbewältigung einer lebensbedrohlichen Erkrankung sinnvoll sein, sich zunächst nur so weit mit der Realität zu konfrontieren, wie es gerade noch erträglich erscheint.

Referenzen und vertiefende Literatur

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