Wahrnehmungsschwelle
[engl. threshold for awareness, threshold for (conscious) perception], [KOG, WA], bez. die Schwelle zw. bewusst wahrnehmbaren (supraliminalen, überschwelligen) und nicht bewusst wahrnehmbaren (subliminalen, unterschwelligen) Reizen. Es werden die subj. Wahrnehmungsschwellen und die obj. Wahrnehmungsschwellen unterschieden. Die subj. Wahrnehmungsschwelle gibt den Punkt an, an dem Pbn angeben, dass sie die perzeptuellen Informationen nicht über Zufallsniveau wahrnehmen (z. B. voneinander unterscheiden) können. Die obj. Wahrnehmungsschwelle ist dagegen dann erreicht, wenn die perzeptuelle Information tatsächlich nicht mehr überzufällig wahrgenommen werden kann. Wahrnehmungsschwelle hängen von stimulus-, präsentations- und personenspezif. Parametern ab und können inter- und intraindiv. stark variieren. Zur Schwellenbestimmung (direkter Test) werden versch. Aufgaben eingesetzt, deren Ergebnisse z. B. über den Chi-Quadrat-Test oder gemäß der Signalentdeckungstheorie ausgewertet werden. In Detektionsaufgaben wird gefragt, ob überhaupt ein Reiz präsentiert wurde. In Identifikationsaufgaben muss angegeben werden, welcher Reiz wahrgenommen wurde. In Diskriminationsaufgaben muss für die schwellennah präsentierten Reize angegeben werden, welcher von mind. zwei Reizen präsentiert wurde. In Klassifikationsaufgaben müssen die schwellennah präsentierten Reize nach einem vorgegebenen Schema (z. B. bzgl. Valenz, Kategoriezugehörigkeit, lexikalische Korrektheit, lexikalische Entscheidungsaufgabe) klassifiziert werden. Sind Pbn sich ihrer Antwort nicht sicher, werden sie typischerweise gebeten zu raten. Eher selten werden auch Konfidenzangaben bzgl. des Ausmaßes an Sicherheit, mit der sie die Antwort gegeben haben, erhoben. Typischerweise sind Personen obj. gesehen noch einige Zeit länger in der Lage, die Reize überzufällig wahrzunehmen, als sie subj. das Gefühl haben, dies zu können. Das heißt, Reize müssen kürzer, schwächer etc. präsentiert werden, als es die subj. Wahrnehmungsschwellen nahelegen würden, damit sie auch auf oder unter der obj. Wahrnehmungsschwellen nicht mehr überzufällig wahrgenommen werden können. In Schwellensetzungsprozeduren (threshold setting procedures) wird die (normalerweise obj.) Wahrnehmungsschwelle indiv. bestimmt. Sofern subliminale oder schwellennahe Reize in anderen Experimenten (z. B. ein Primingexperiment mit maskierten (Maskierung) Prime-Reizen, indirekter Test) eingesetzt werden sollen, wird bei dieser Prozedur die Wahrnehmungsschwelle vor dem eigentl. Experiment bestimmt und auf ein vorgegebenes Niveau durch Veränderung der Präsentations- oder Stimulusparameter (z. B. Dauer, Kontrast) gebracht. Für subliminale Darbietungen wählt man hier typ.weise das Zufallsniveau. Häufig wird die Wahrnehmungsschwelle erst nach dem eigentl. Experiment bestimmt, um ausschließen zu können, dass durch Vorwissen bzgl. des Vorhandenseins der subliminalen Reize diese verstärkt beachtet werden und sich z. B. Erwartungseffekte ausbilden. psychophysische Methoden.