Wanting und Liking
[engl.] «Wollen und Mögen», [BIO, EM, KOG], verstärkende Stimuli verfügen über eine appetitive Anreizkomponente (Wanting – Wollen; Anreiz) und eine affektive Komponente (Liking – Mögen; Affekt). Ein Verstärker wirkt umso stärker, je stärker er beide Komponenten auslöst. Vor allem Tierversuche haben gezeigt, dass beide Anreizkomponenten dissoziieren können und auch von unterschiedlichen Hirnstrukturen kontrolliert werden. Liking wird über Neurotransmittersysteme vermittelt, indem vorwiegend GABA und Endorphine (auch Benzodiazepine) wirksam sind. Die involvierten anatomischen Strukturen sind z. B. das ventrale Pallidum und der laterale Hypothalamus, aber auch kortikale Strukturen (Gehirn). Wanting dagegen wird ausschließlich über das mesolimbische dopaminerge System (mesolimbisches Dopaminsystem) vermittelt. Die wesentlichen Hirnstrukturen sind hierbei das ventrale Striatum mit dem Nucleus accumbens und die Amygdala. Man kann diese beiden Systeme selektiv ausschalten oder in ihrer Aktivität verstärken. Z. B. durch Ausschaltung des dopaminergen Systems reduziert bzw. inhibiert man die appetitive Anreizkomponente (Wanting), während die affektive Komponente (Liking) durchaus erhalten bleiben kann. Umgekehrt kann man das Liking-System ausschalten, während das Wanting-System noch voll erhalten und wirksam ist. Diese Dissoziation soll insbes. bei Süchten wirksam sein, bei denen das Wanting-System bes. stark aktiv ist, während das Liking-System sogar deaktiviert sein kann.
Der Protagonist des Wanting und Liking-Konzepts betont explizit, dass diese beiden Komponenten mehr oder weniger automatisch und unbewusst funktionieren. Neuere Studien unterscheiden allerdings zw. deklarativem und automatischem Wanting. Während das automatische Wanting durch die oben bereits kurz skizzierten subkortikalen mesolimbischen dopaminergen Hirnstrukturen kontrolliert wird, soll die kogn. Variante des Wanting eher durch den Orbitofrontalkortex und insulären Kortex vermittelt werden. Die Unterscheidung zw. dem eher bewussten und unbewussten Wanting wird auch für das Liking und für das Lernen postuliert. Insofern wird ein enges Miteinander von bewussten und unbewussten Mechanismen angenommen, die in die Motivationskontrolle eingebunden sind. Die folg. Aufzählung beschreibt die Dichotomie der bewussten und unbewussten Prozesse im Zusammenhang mit der Motivation, dem Lernen und dem Affekt.
Motivation: (1) kogn. Wollen (cognitive wanting): (a) zielgerichtetes Verhalten, (b) Pläne, (c) explizite Wünsche. (2) Automatisches Wollen (incentive salience wanting): (a) motivationaler Anreiz durch klassische Konditionierung, (b) Hinweisreiz-getriggertes Wollen, (c) Autoshaping, (d) Konditionierung.
Lernen: (1) kogn.: (a) Erwartung von Verstärkung; (b) Verständnis von Verhaltenskonsequenzen, (c) verbale Erklärungsmöglichkeit. (2) assoziativ: (a) Reiz-Reiz-Assoziationen, (b) Reiz-Reaktions-Assoziationen, (c) Verhaltensverstärkung, (d) klassische Konditionierung, (e) Konditionierung, instrumentelle.
Emotion und Affekt: (1) bewusste Freude/Wohlbehagen (Liking), (2) automatische Freude/Wohlbefinden.