Wille
[engl. will, volition], [EM], insbes. in der dt.sprachigen Ps. des frühen 20. Jhd. war die theoretische und empirische Analyse des Willens ein zentrales Thema (z. B. Lewin, 1921, 1922). Bei Wundt ist die Willensbetätigung stark an best. Gefühlsverläufe gebunden. Erregungs-, Unlust- und Spannungsgefühle gehen einer Willenshandlung voran, Lösungsgefühle markieren den Endpunkt einer Willenshandlung (sog. einfache Willenshandlung). Bei den vollst. Willenshandlungen (Willkürhandlung) geht zusätzlich eine Phase der Entschließung oder Entscheidung voran, die sich durch die entspr. Gefühle ebenfalls dem Erleben mitteilen. Meumann betonte nicht so sehr diese gefühlsmäßigen, sondern die kogn. Bestimmungsstücke von Willenshandlungen: die Zielvorstellung, das zustimmende Urteil dazu und die Herbeiführung der Handlung durch Zielvorstellung und Zustimmung. Ach sieht den Willen an zwei Stellen in einem Handlungsverlauf tätig: bei der Bildung einer Absicht (bei der Entschlussfassung) und bei der Herbeiführung und Ausführung der entspr. Handlung. Diese Ausführungstendenz, die Zielvorstellung tatsächlich in Handlungen umzusetzen, hat Ach als determinierende Tendenz bez. Diese stellt eine motivationale Tendenz dar, die Intention i. S. der Zielvorstellung zu realisieren. Lindworsky und insbes. Lewin haben hieran Kritik geübt (Ersatzhandlung, Wiederaufnahme von unterbrochenen Handlungen, Zeigarnik-Effekt). Die dt. Willensps. (heute: Volitionspsychologie) hat viele dieser verloren gegangenen Themen wieder aufgegriffen (Kuhl, 1983b, Kuhl, 1983c, Heckhausen et al., 1987, Schmalt & Heckhausen, 1990). Im Vordergrund steht hierbei die Analyse von kogn., emot. und motivationalen Prozessen, die für die Realisation einer Handlung von Bedeutung sind. Kuhl (1983a) hat vorgeschlagen, dies als Handlungskontrolle (Handlungskontrolltheorie) zu bez. Aspekte des Willens sind in der Ps. als Themen der Entscheidungs- und Handlungstheorien (Entscheiden) und auch in Forschungen zum Belohnungsaufschub behandelt worden.