Wirksamkeit, kollektive
[engl. collective efficacy; lat. colligere zusammenbringen], [PER, SOZ]. Das Konstrukt der kollektiven Wirksamkeit wurde von Bandura (1997) i. R. seiner sozialkogn. Theorie entwickelt. Ähnlich wie die Selbstw. (Selbstwirksamkeitserwartung) bezieht sich die kollektive Wirksamkeit auf Zukunftserwartungen an Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten. I. Ggs. zu Selbstw.erwartungen werden Individuen bei diesem Konstrukt jedoch nicht als voneinander isolierte Einheiten betrachtet. Die kollektive Wirksamkeit spiegelt stattdessen die Erfahrung wider, dass menschliches Handeln häufig in Gruppen stattfindet (z. B. in einer Arbeitsgruppe, in einer polit. Organisation). Bandura (1997) def. kollektive Wirksamkeit als ein in der Gruppe geteilter Glaube an die gemeinsamen Fähigkeiten zur Organisation und Durchführung von Handlungen, die nötig sind, um ein best. Ziel zu erreichen. Empirische Ergebnisse zeigen, dass sich hohe Erwartungen an die kollektive Wirksamkeit pos. auf die Kreativität, die Resilienz, die Anstrengung sowie auf das Commitment der Gruppenmitglieder gegenüber den Gruppenzielen auswirken. Zudem gehen höhere Kollektive-Wirksamkeit-Erwartungen mit höheren Teamleistungen einher (z. B. in Sportvereinen, Wirtschaftsunternehmen, Schulen; Goddard et al., 2004). Versch. Varianten der Messung des Konstrukts wurden vorgeschlagen. Die kollektive Wirksamkeit wurde von Bandura nicht als ein indiv. Merkmal, sondern als Gruppenmerkmal konzeptualisiert. Diesem Ansatz folg. wird die kollektive Wirksamkeit häufig über den Durchschnitt der indiv. Erwartungen der Gruppenmitglieder an die Kompetenz ihrer Bezugsgruppe erfasst. Die Einschätzung der kollektiven Wirksamkeit kann dabei zw. Aufgaben und Kontexten variieren. Die Höhe der kollektiven Wirksamkeit wird durch ähnliche Prozesse beeinflusst, wie Bandura (1997) sie für die Selbstw. annimmt; z. B. wirken sich Erfolgserlebnisse der Gruppe günstig auf die kollektive Wirksamkeit der Gruppenmitglieder aus. Studien weisen jedoch auch auf Grenzen der Vergleichbarkeit zwischen den Determinanten der Selbstw. und der kollektiven Wirksamkeit hin (Goddard et al., 2004).