Witz
[engl. joke], [KOG], der Begriff Witz deckt im Deutschen zwei Bedeutungskerne ab, nämlich einmal eine kurze, Lachen oder zumindest Amüsement auslösende Erzählung (engl. joke) und zum anderen die Fähigkeit zu einem geist- und humorvollen Blick auf die Welt (engl.: wit; frz.: esprit; vgl. dt. Humor). Die sprachlich-kogn. Struktur der Witzerzählung enthält i. d. R. eine Schlusspointe, die das Lachen bzw. Amüsement auszulösen in der Lage ist.
Die kognitionspsychol. Forschung hat als notwendiges Merkmal der Witzstruktur die Inkongruenz zw. einer zunächst aufgebauten Erwartung und der in der Pointe enthaltenen Auflösung gesichert. Es handelt sich um einen Bezugsrahmenwechsel, der linguistisch auf den unterschiedlichsten Ebenen manifest werden kann: von Begriffen über Satzteile, Sätze, Urteile, Schlüsse bis zur Beschreibung von Handlungssequenzen, Szenen etc.; dabei können syntaktische, semantische und pragmatische Aspekte (auch in Kombination) thematisch sein (Bsp.: Deutscher zum Afrikaner: «Du schwarz!» Antwort: «Ich weiß!»). Die Inkongruenz-(Auf-)Lösung kann bei best. Nonsens-Witzen auch ausbleiben, doch stellt das eindeutig den selteneren Fall dar. I. d. R. tritt die Auflösung durch die Pointe mit (unerwarteter) Plötzlichkeit ein, was den ästhetischen Effekt erhöht. Dem entspricht auch der Prozess der Produktion wie Rezeption von Witzen, der einen spielerischen Umgang mit der Realität und dadurch eine Entlastung vom Realitätsdruck impliziert.
In Bezug auf die motivationale Genese und gleichermaßen Wirkung von Witzen ist für die beiden prominentesten Erklärungsansätze der Überlegenheit (superiority) vs. Abwertung (disparagement) eine unechte Theorienkonkurrenz zu konstatieren. Im Prinzip handelt es sich um komplementäre Seiten eines kohärenten motivationalen Prozesses, der durch (adressatenspezif.) Fremdabwertung und entspr. Selbstaufwertung gekennzeichnet ist. Dadurch sind auch die in psychoanalytischen Kategorisierungen im Mittelpunkt stehenden aggressiven und sexuellen Inhalte abgedeckt. Die motivationale Perspektive wird durch die emot. Dimension ergänzt, bei der die durch den Witz erzielte Entspannung (relief bzw. release) den wichtigsten Effekt darstellt. Insofern als damit ein durch Realitätsdruck bedingter Stress reduziert wird, kann man Witzen auch einen Ermutigungsmechanismus zuschreiben.
Die personalen Rahmenbedingungen für das genussvolle Produzieren wie Rezipieren von Witzen werden als dispositionelle Manifestationen eines Sinns für Humor angesehen, für den eine Fülle unterschiedlicher Testverfahren entwickelt worden ist (Humor). Ironie.