Wünschenswerte Erschwernisse
[engl. desirable difficulties], [KOG, PÄD], ein zentrales Ziel der Gestaltung von Lehr-/Lernmaterialien besteht darin, die durch die Lernmaterialien verursachte kogn. Belastung [engl. Extraneous Cognitive Load] möglichst gering zu halten, um eine Überlastung des Arbeitsgedächtnisses zu verhindern (cognitive load theory (CLT)). In gedächtnis- und instruktionspsychol. Experimenten zeigt sich jedoch mitunter, dass eine Erhöhung der kogn. Belastung lernförderlich sein kann. In diesen Fällen spricht man von wünschenswerten Erschwernissen (Bjork & Bjork, 2011). Metaanalysen zu unterschiedlichen wünschenswerten Erschwernissen zeigen, dass Lernvorteile für wünschenswerte Erschwernisse sich insbes. dann finden, wenn der finale Wissenstest nicht unmittelbar auf das Lernen folgen, sondern einige Zeit nach der Lernphase stattfindet.
Welche Schwierigkeiten «wünschenswert» sind, ist in erster Linie eine empir. Frage. Inzw. hat sich eingebürgert, eine Reihe von stabil auftretenden Effekten unter die Kategorie wünschenswerte Erschwernisse zu subsumieren. Bsp. sind (1) der Testungseffekt [engl. testing effect], der besagt, dass ein aktiver Abruf des Gelernten die Lerninhalte wirksamer konsolidiert als passives Wiederholen und (2) der Generierungseffekt [engl. generation effect], der besagt, dass die aktive Konstruktion von Lerninhalten lernförderlicher ist als eine passive Rezeption der Inhalte (Lernumgebung, konstruktivistische). Außerdem findet sich ein robuster Vorteil für (3) über mehrere Zeitpunkte verteiltes Lernen/Üben gegenüber massiertem Üben/Lernen [engl. spacing effect oder distributed practice effect]. Verwandt damit ist (4) der Effekt des verschachtelten Lernens [engl. interleaved practice], bei dem die abwechselnde Beschäftigung mit versch., aber aufeinander bezogenen Lerninhalten zu einem Vorteil gegenüber der sukzessiven und jew. abschließenden Beschäftigung mit diesen Lerninhalten führt.In jüngerer Zeit werden weitere E. im Hinblick auf ihre lernförderliche Wirkung diskutiert, etwa (4) der (perzeptuelle) Disfluency Effect (Lernen mit schlecht lesbare Texten ist effektiver als Lernen mit gut lesbaren Texten). Bzgl. des letztgenannten Effekts ist die Datenlage allerdings uneindeutig.