Zensuren
[engl. mark, grade; lat. censere schätzen, bewerten], [AO, DIA, PÄD], Bewertung von Leistungen nach einem Noten- oder Punktesystem. Grundlagen dieser Bewertung sind nicht – wie bei psychometrischen Tests (Testtheorie) – die in ihrer Schwierigkeit bekannten Aufgaben (Items), sondern meist globale Leistungen (z. B. Aufsätze oder schriftliche Dokumente), die von Experten zu bewerten sind. Im dt.sprachigen Raum wird häufig das Schulnotensystem herangezogen («sehr gut» bis «ungenügend» = «1» bis «6» bzw. äquivalente Punktesysteme). Das Skalenniveau eines solchen Zensurensystems ist ordinal, d. h., die Abstände zw. den als Noten verteilten Rangplätzen sind nicht definiert. Trotz der heute bekannten Fehlerquellen, die den Beurteilungsprozess beeinträchtigen können, sind Zensurengebungen dieser Art in allen drei Bildungsbereichen und auch in der betrieblichen Aus- und Fortbildung sowie bei der Mitarbeiterbeurteilung (s. a. Personalauswahl, Assessment Center nach wie vor verbreitet und ausschlaggebend. Im schulischen Bereich sind die Beurteilungsfehlerquellen fach-, geschlechts-, schicht- und schulartspezifischer Art bes. gut beforscht. Zu den allg. Fehlerquellen im Beurteilungsprozess zählen v. a. Erwartungshaltungen und -einstellungen der Beurteiler (Hof-Effekt, Milde-Effekt, Pygmalion-Effekt, Beobachtungsfehler; Beurteilerakkuratheit, Beurteilerübereinstimmung). In Bezug auf Gütekriterien weisen Zensuren nach den dazu angelegten Untersuchungen weder hohe Objektivität noch Reliabilität und auch keine befriedigende Validität auf. Da jedoch das Prinzip der betriebswirtschaftlichen Ökonomie bei allen Beurteilungsverfahren in der praktischen Anwendung der Zensurengebung vorrangig bleibt, können die Gütekriterien verbessert werden, sofern die Zensurengeber in ihrer Verantwortlichkeit bzgl. der genannten möglichen Fehlerquellen instruiert und geschult werden (Beurteilerübereinstimmung, Verbesserung der).