Zusammenhalt, sozialer

 

[engl. social cohesion], syn. soziale Kohäsion, [SOZ], bez. das sozialwiss. Konzept einer Bindung zw. Mitgliedern einer Gesellschaft sowie zw. den Mitgliedern und der Gesellschaft als Ganzem. Diese Vorstellung leitet sich vom physikalisch-chemischen Prozess Kohäsion [lat. cohaerere zusammenhalten] ab, der die Entstehung von Bindungs­kräften zw. Atomen bzw. Molekülen eines Stoffes bez. Obwohl die akt. Forschung keine einheitliche Def. von sozialem Zusammenhalt kennt, besteht Konsens darüber, dass sozialer Zusammenhalt (1) die kollektive – nicht indiv. – Qualität eines territorial abgegrenztes Gemeinwesens ist, dass es sich um (2) ein mehrdimensionales Konstrukt handelt, (3) das sich graduell quantifizieren lässt und (4) v. a. in Einstellungen und Verhaltensweisen der Gesellschaftsmitglieder zum Ausdruck kommt. Auch wenn die einzelnen Bestandteile (Dimensionen) von sozialem Zusammenhalt je nach normativ-theoret. Ansatz differieren, geht es ausnahmslos um Aspekte des soz. Kapitals sowie der soz. Inklusion, die die horizontalen Interaktionen zw. den Mitgliedern eines Gemeinwesens und die vertikalen Interaktionen zw. den Mitgliedern und dem Gemeinweisen abbilden. Nach der Def. von sozialem Zusammenhalt im Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt (Bertelsmann Stiftung) ist eine kohäsive Gesellschaft durch belastbare soziale Beziehungen (soziale NetzeVertrauen in die Mitmenschen, Akzeptanz von Diversität (Diversitätsüberzeugungen), eine pos. emotionale Verbundenheit ihrer Mitglieder mit dem Gemeinwesen (Identifikation, Vertrauen in Institutionen, Gerechtigkeitsempfinden) und eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung (Solidarität und Hilfsbereitschaft, Anerkennung sozialer Regeln, gesellschaftliche Teilhabe) gekennzeichnet.

Historisch lässt sich die Forderung nach sozialem Zusammenhalt in die Zeiten der französischen Revolution mit ihrem Ruf nach fraternité ([franz.] Brüderlichkeit) zurückführen. Akt. ist die psychol.-sozialwiss. und gesellschaftspolit. Relevanz von sozialem Zusammenhalt angesichts von Individualisierung, Digitalisierung, Globalisierung, Migrationsbewegungen und wachsender ethno-kultureller Vielfalt (Interkulturelle Psychologie) stark gestiegen.

Referenzen und vertiefende Literatur

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