Zwangsstörungen, Psychotherapie
[engl. obsessive-compulsive disorder, psychotherapy], [KLI], bis Mitte der 60er-Jahre des vergangenen Jhd. galten Zwangsstörungen als nicht behandelbar (Therapeutischer Nihilismus). Mittlerweile gibt es Standards in der Behandlung von Zwangsstörungen, wie sie u. a. in den Leitlinien der DGPPN zur Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen (2013; [www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-017.html]) veröffentlicht sind. Als zentral in der Behandlung gilt nach wie vor ein Prinzip, das V. Meyer im Jahr 1966 in einem Beitrag mit dem Titel Modification of expectations in cases with obsessional rituals beschrieben hat. Zentral ist dabei, dass die Person eine Veränderung der Bewertungen vornimmt, indem eine Konfrontation mit den auslösenden Gedanken erfolgt und die Person gleichzeitig dazu angehalten wird, auf das Unterdrücken der Gedanken (Neutralisieren) zu verzichten. Dieses Prinzip der Konfrontation und Reaktionsverhinderung (oder auch: Reaktionsmanagement) ist mittlerweile vielfach beschrieben und in der Umsetzung auch bewährt (Verhaltenstherapie). Bei rund 70–80 % der Betroffenen ist nach der Behandlung eine deutliche Besserung erkennbar, nach 2–4 Jahren sind dies immerhin noch ca. 50–60 %.Wie bei der Behandlung aller psych. Störungen ist gerade auch bei Zwangsstörungen die Berücksichtigung des Aspektes der therapeutischen Beziehungsgestaltung (Therapiebeziehung) relevant, ebenso eine Klärung der Motivation zur Veränderung und eine genaue Klärung der Ziele der Veränderung. Wie von V. Meyer bereits beschrieben, ist in der Behandlung die Veränderung von Erwartungen ganz entscheidend. Aus diesem Grund spielen Strategien der Kognitiven Therapie in der Behandlung von Zwangsstörungen eine wichtige Rolle (s. dazu auch Leitlinie). Zusätzlich zu den beschriebenen und unverzichtbaren Strategien geht es in der Behandlung auch darum, Alternativen zu bisherigen pathologischen Mustern aufzubauen, diese sind u. a. zu sehen in (1) Aufbau von Kontakten und sozialer Kompetenz, (2) Fähigkeit in der Bewältigung von Stress und Alltagsbelastungen (Coping), (3) Aufbau von Kompetenzen im Bereich von Beruf und Freizeit, (4) Interventionen im Bereich der Komorbiditäten. Dass mit der Umsetzung der benannten therap. Strategien entspr. Schwierigkeiten (z. B. Rückfälle) verbunden sein können, ist den therap. tätigen Personen hinlänglich bekannt.