Zweidimensionales Modell metatelischer Orientierungen

 

[engl. two-dimensional model of metatelic orientations; gr. μετά (meta) dahinter, gr. τέλος (telos) Ziel], [EM], das zweidimensionale Modell metatelischer Orientierungen ist eine allg. Motivationstheorie und geht von der grundlegenden Annahme aus, dass Emotionen die eigentlichen Gründe für menschliches Handeln sind. Das zweidimensionale Modell metatelischer Orientierungen postuliert eine prinzipiell hedonistische Motiviertheit (Hedonismus) des Handelns (Handlung): Die Gründe für Handlungen bestehen entweder in der direkten bzw. indirekten Annäherung an pos. Emotionen und/oder in der direkten bzw. indirekten Vermeidung neg. Emotionen. Während mit telischer Orientierung die bevorzugte intentionale Ausrichtung einer Person auf eine best. Klasse äquivalenter Handlungsziele (Ziele, z. B. Leistung oder Partnerschaft) gemeint ist, wird mit metatelischer Orientierung die Bevorzugung best. Klassen von emot. Gründen für das Handeln der Person bez. [gr. metatelisch was hinter der telischen Orientierung einer Person steckt, also ihr emot. Grund]. Aus der Kombination der beiden Dimensionen Annäherung – Vermeidung sowie direkt – indirekt ergeben sich vier metatelische Orientierungen bzw. Klassen emot. Handlungsgründe: (1) Direkte Annäherung: Eine Person strebt ein inhaltliches Handlungsziel an in der Hoffnung auf das Erleben einer pos. Emotion während bzw. als inhärentes Ergebnis der Handlung (z. B. lernt ein Schüler, weil es ihm Spaß macht). (2) Indirekte Annäherung: Eine Person führt eine Handlung als Mittel zu einem Zweck durch: Nicht durch die Handlung selbst, sondern erst durch das Erreichen des Zwecks bzw. Oberziels hofft diese Person auf das Erleben einer pos. Emotion (z. B. lernt ein Schüler, um durch gute Noten die Anerkennung seiner Eltern zu erhalten). (3) Direkte Vermeidung: Eine Person handelt in best. Weise, um eine aktuelle unangenehme Emotion zu reduzieren bzw. zu beseitigen (z. B. lernt ein Schüler, weil ihn sein schlechtes Gewissen plagt). (4) Indirekte Vermeidung: Eine Person handelt in der Hoffnung auf das Vermeiden antizipierter neg. Emotionen (z. B. lernt ein Schüler, um der sonst zu erwartenden Kritik seiner Eltern zu entgehen). Wie bei der Regulationsfokustheorie wird auch hier unter Vermeidung ein handlungsfördernder Grund verstanden, kein -hemmender. Annäherung und Vermeidung schließen einander also nicht aus, sondern können gemeinsam auftreten. Mit dem Fragebogen zur Erfassung telischer und metatelischer Orientierungen in revidierter Form (TEMEO-R) liegt ein Fragebogen zur Erfassung telischer und metatelischer Orientierungen in rev. Form vor, mithilfe dessen die indiv. Motivstruktur bei elf inhaltlichen Motivbereichen (Aggression und Vergeltung, Einfluss und Prestige, Familienorientierung, Hedonismus und Aufgeschlossenheit, Individualismus und Unabhängigkeit, Kompetenz und Neugier- bzw. Leistung-, Kontaktbereitschaft, Partnerschaft, Selbstkontrolle und Regelbewusstsein, soziales Engagement und Hilfsbereitschaft, Sparen und Besitz) analysiert werden kann.

Das zweidimensionale Modell metatelischer Orientierungen erlaubt eine Einordnung der Befragten in unterschiedliche Motivgruppen je nach Stärke und Ausrichtung ihrer metatelischen Orientierungen. Es lassen sich sowohl eindimensional begründete (z. B. Gering-, Mehrfach-, Annäherungs- sowie Vermeidungsmotivierte) als auch zweidimensional begründete Motivgruppen (direkte Annäherer, indirekte Annäherer, direkte Vermeider sowie indirekte Vermeider) miteinander vergleichen. Im Unterschied zu den Annäherungsorientierungen korrelieren beide Vermeidungsorientierungen pos. mit Neurotizismus. Dabei ist bei Schülern der Zusammenhang von Neurotizismus mit der indirekten Vermeidung ausgeprägter als mit der direkten Vermeidung. Im schulischen Leistungskontext ist die Gruppe der indirekten Vermeider in Beziehung gebracht worden u. a. mit niedrigerem Selbstwertgefühl, höherer Arbeitsvermeidung, höherer Selbstbehinderungstendenz und niedrigerer Gewissenhaftigkeit. Studierende acht unterschiedlicher Fachrichtungen differierten nur in Bezug auf ihre Annäherungs-, aber nicht in Bezug auf ihre Vermeidungsorientierungen; dagegen wiesen Studienfachzweifler in fast allen elf Motivbereichen signifikant größere Vermeidungsorientierungen als Studienfachstabile auf, aber nur in zwei Bereichen niedrigere Annäherungsorientierungen (nämlich bei Leistung und Selbstkontrolle).

Referenzen und vertiefende Literatur

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